Veröffentlicht am: 10/30/2024
Wir klären auf...
Oder anders gesagt: Victim blaming
Die Behauptung, dass die Ablehnung des UN-Teilungsplanes die Hauptursache für all das Elend der Palästinenser
sei, ist ein Paradebeispiel für eine Opfer-Beschuldigung. Genau darum ist es wichtig, diese Behauptung zu hinterfragen. Das kann nur durch eine historisch korrekte Darstellung der Fakten rund um den UN-Teilungsplan geschehen.
Was geschah also wirklich?
Antizionismus ist nicht Antisemitismus
Wer sich mit der UN-Teilung auseinandersetzt, muss sich auch mit den Befürworter der Teilung befassen. Diese werden im israelischen Narrativ zwar oft als „das jüdische Volk“ bezeichnet, was jedoch irreführend ist. Das Judentum an sich kann nicht mit dem Zionismus in einen Topf geworfen werden. Der Zionismus ist eine Ideologie, die ihren Ursprung in Europa Ende des 19. Jahrhunderts fand. Ihr Ziel: Die Gründung eines jüdischen Nationalstaates.
Entgegen der heute allgemeinen Auffassung waren damals aber viele Jüdinnen und Juden antizionistisch eingestellt. Der Versuch, den Zionismus mit dem Judentum gleichzusetzen, hat zum Ziel, europäische Siedler zu legitimieren und Kritik am zionistischen Projekt als antisemitisch abzustempeln.
Unfaire Teilung des Landes
Obwohl die neu zugewanderte jüdische Bevölkerung eine Minderheit in Palästina darstellte, wies der UN-Teilungsplan von 1947 dem neuen jüdischen Staat 56 % des Landes zu. Die Palästinenser, die diesen ungerechten Vorschlag ablehnten, wehrten sich zu Recht gegen ihre eigene Kolonialisierung.
Expansion als zionistisches Ziel
Oft wird angeführt, dass die zionistische Bewegung dem UN-Teilungsplan von 1947 zugestimmt und somit die friedliche Bereitschaft zur Koexistenz mit den Palästinensergezeigt habe. Doch ein kurzer Blick auf diverse nationalistische Organisationen dieser Zeit, wie z.B. die paramilitärische Irgun Zwai Leumi, zeichnet ein anderes Bild: Die Teilung wurde im Grunde abgelehnt – jede Annahme in der Öffentlichkeit war taktischer Natur, damit der neu gegründete jüdische Staat seine Kräfte vor einer Ausdehnung sammeln konnte. In seiner Rede vor der zionistischen Exekutive betonte einst der bekannte Zionist und der erste Ministerpräsident Israels Ben Gurion: „Nach der Bildung einer großen Armee im Zuge der Staatsgründung werden wir die Teilung aufheben und uns auf ganz Palästina ausdehnen.“
Teilung bleibt eine Ungerechtigkeit
Die UN-Teilung bleibt bis heute ungerecht und dient nur als eine Notlösung. Um eine echte Gerechtigkeit zu erreichen, kommt man nicht darum herum, sich diese Geschichte vor Augen zu führen. Leider ziehen es viele jedoch bis heute vor, die zionistischen und kolonialen Narrativen und die fragwürdige Entstehungsgeschichte Israels zu ignorieren. Wenn wir aber über eine gerechte Lösung reden wollen, dann müssen wir bei den Anfängen beginnen und jegliche Beschönigung, jegliches Whitewashing, von uns weisen.